Veranstaltung: | LDK Osnabrück 2023 |
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Tagesordnungspunkt: | 10. weitere Anträge |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Jenny Bornholdt-Haack |
Antragshistorie: | Version 3 |
Rückbesinning auf den Schutz der Artenvielfalt beginnend mit dem Wolf
Beschlusstext
Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat den Bundesländern eine neue Regelung zum
erleichterten Abschuss von Wölfen in Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen
vorgeschlagen.
Der Landesvorstand, die Landtagsfraktion und der Niedersächsische Umweltminister
werden dafür Sorge tragen, dass die von der Bundesumweltministerin Steffi Lemke
ermöglichte Linie klug umgesetzt wird. Dazu gehört die Rückbesinnung auf den
Schutz der Artenvielfalt statt der Ausweitung von Abschussgenehmigungen oder gar
die Unterstützung von wolfsfreien Zonen. Der Landesvorstand, die
Landtagsfraktion und der Niedersächsische Umweltminister werden sich deshalb
weiter für den Vorrang und die bessere Förderung von Herdenschutzmaßnahmen
inklusive deren Errichtung einsetzen.
Der Niedersächsische Umweltminister wird sich in der Umweltministerkonferenz
Ende November dafür einsetzen, dass die Vorschläge der Bundesumweltministerin
sachgerecht und zügig umgesetzt werden. Dazu gehört auch bei
Abschussgenehmigungen wissenschaftliche Kriterien im Umgang mit den Wolf zu
berücksichtigen.
Grundsätzlich ist es notwendig, dass bei Fragen der Artenvielfalt jeweils
wissenschaftliche Aspekte und die Meinung von Fachleuten, populistischen und
kurzfristigen Lösungen vorgezogen werden. Wir setzen uns daher für mehr
Sachlichkeit beim Thema Wolf und Weidetierhaltung ein.Denn diese Fragen werden
sich demnächst auch um andere Tierarten drehen. So werden derzeit wieder in
Deutschland Luchse erfolgreich angesiedel. Auch hier setzen wir auf ein
verträgliches Managment. Abschussgenehmigungen für Luchse, Fischotter und Biber
lehnen wir entschieden ab.
Begründung
Wir Grüne haben uns während der Landtagswahl 2022 mit Punkt 2 im Wahlprogramm “Niedersachsens ökologischen Schatz bewahren”, aber spätestens in Punkt 2.2 “Für die Artenvielfalt” pro Artenvielfalt ausgesprochen. Zu dieser Artenvielfalt gehört auch der Wolf. Insbesondere Christian Meyer hat noch 2022 als naturschutzpolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion dafür geworben. Das derzeitige Vorgehen entspricht nicht im Ansatz den Bemühungen um Lösungen zu Zeiten als Opposition.
Diese Diskussionsschwerpunkte erschweren eine nachhaltige Lösungsfindung und den Grünen vor Ort das Werben für den Wolf und für wolfsabweisende Zäune.
Die Debatte sollte wieder mit Fakten, Zahlen und Pro-Artenvielfalt geprägt werden, und die Vorteile der Rückkehr artgeschützter Tiere, auch des Wolfes, aufzeigen.
Fakten um den Wolf:
- Abschussgenehmigung und die Forderung wolfsfreier Zomen verringern wahrscheinlich noch zusätzlich die Schwelle zu illegalen Tötungen. Rein rechtlich ist beides nicht umsetzbar.
- Durch niedersächsische Abschussgenehmigungen sind mittlerweile 7 "falsche Wölfe" getötet worden. Kein einziges Mal wurde das Tier, für welches die Abschussgenehmigung erteilt wurde, entnommen.
- Paragraph 3 Abs. 2 Nr. 3 Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Nutztierhalter müssen ihre Nutztiere gegen Beutegreifer schützen.
- Nutztierübergriffe durch Wölfe lassen sich durch Abschüsse nicht nachhaltig minimieren (siehe Frankreich).
- Weiden für Jungtiere und kleine Herdentiere müssen eingezäunt werden. Das ist viel Arbeit und wird das Land weiteres Geld kosten.
- Nichtletaler Herdenschutz durch Zäune, Hunde etc. ist ein Mehraufwand, aber greift.
- Hundertprozentiger Schutz ist nicht möglich. Es wird immer wieder gerissene Schafe, Ziegen, auch Kälber und Fohlen geben.
- Der Abschuss von Elterntieren macht keinen Sinn im Rahmen des Herdenschutzes, wenn die Ernährung der Welpen und Jährlinge nicht gesichert ist. Denn dann wird es erst Recht zu Schäden bei Weidetieren kommen.
Vorteile der Rückkehr:
- die Reduzierung von Tier-Fahrzeug-Kollisionen
- Dämpfung der Übertragung von Krankheitserregern
- Reduzierung übermäßiger Pflanzenfresser und die damit verbundenen Einsparungen für Wildschutzzäunen
- Schutz des klimaresilienten Mischwaldes durch die Reduzierung des Schalenwildes
Das eventuelle Schaffen von mehr Akzeptanz durch einzelne Abschüsse (wie nach zum Beispiel John D.C. Linnell – Norwegen), schützt die Weidetiere nicht und kann kein Argument für das derzeitige Handeln sein. Denn nach diesem Konzept sprechen wir bald noch über weitere Tiere der Roten Liste anstatt jetzt schon ein Grünes Bewusstsein für ein Zusammenleben und für die Artenvielfalt zu schaffen.
Weitere Infos zum Thema:
Greenpeace Magazin 6.23