Sinn der Ergänzung: Windkraftanlagen im Wald aus Wald- und Klimaschutzgründen möglichst vermeiden...
Mit dieser Ergänzung sollen auch unsere Abgeordneten dazu aufgefordert werden, sich dafür einzusetzen, dass bei zukünftigen Gesetzen, der Bau von Windenergieanlagen im Wald erst dann ermöglicht wird, wenn keine anderen relativ konfliktarmen Standorte im Offenland zur Verfügung stehen und das Waldbrandrisiko bei zukünftigen Planungen stärker berücksichtigt wird.
Wenn Windenergiestandorte in Waldgebieten zugelassen werden, sollte dies zuallererst auf mit technischen Einrichtungen oder Bauten vorbelasteten Industrie- und Gewerbeflächen, sowie Deponien oder vergleichbar vorbelasteten Standorten geschehen. Es sollte beachtet werden, dass möglichst keine neuen oder verbreiterten Zuwegungen dafür erforderlich sind.
Zumindest in Schutzgebieten und anderen ökologisch wertvollen Waldstandorten soll die Nutzung von Windindustrie definitiv ausgeschlossen bleiben.
In der Raumordnung und Landesplanung soll im Sinne des Antrages der Schutz von Waldflächen beim Bau von Windkraftanlagen im Vordergrund stehen.
Begründung:
Windkraftanlagen im Wald schaden dem Wald und dem Klimaschutz
Die Klimakrise, verbunden mit dem dramatischen Artenrückgang und dem Verlust von Lebensräumen, hat als zentrale Ursache den rücksichtslosen Raubbau und die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Auch unser Wald ist von dieser übertriebenen Geschäftemacherei betroffen. Aktuell werden in Niedersachsen Gesetze verhandelt, die (unter wohlklingenden Überschriften) massive Schädigung unseres Waldes legitimieren sollen und damit unsere und die Überlebenschancen zukünftiger Generationen gefährden.
Der Ausbau alternativer Energien, insbesondere von Windkraftanlagen, ist grundsätzlich erforderlich.
Dies sollte jedoch auf eine nachhaltige Weise geschehen, so dass unsere Lebensgrundlagen nicht weiter zerstört werden.
Ein kluge Energiepolitik setzt auf vielfältige Maßnahmen um die Klimaveränderungen abzumildern (z. B. effektive Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung und Förderung von Energieeinsparung durch Konsumreduktion). Waldzerstörung ist kein Klimaschutz. Unser Wald ist nicht nur wichtig für Ruhe und Erholung in schwierigen Zeiten, oder für den notwendigen Erhalt der biologischen Vielfalt, er ist unter anderem auch extrem wichtig für unseren natürlichen Klimaschutz. Der Wald kühlt nicht nur sich selbst, sondern auch sein Umfeld ab, filtert Staubpartikel aus der Luft, bildet Sauerstoff und ist wesentlich an unserer Trinkwassergewinnung beteiligt.
Eine Aufrechnung nach der ein Windrad mehr Kohlendioxidfreisetzung verhindert als ein Hektar Wald (was ungefähr die Fläche wäre die ein Windrad im Wald mit seinen Zuwegungen und Abladeplätzen braucht), und damit angeblich klimafreundlicher sei, ist viel zu einfach gedacht und wird weder dem Klimathema, noch dem komplexen Ökosystem Wald und seinem vielfältigen und existentiellen Nutzen für uns gerecht. Allein die dort stattfindende Trinkwassergewinnung ist für uns überlebensnotwendig und sauberes Trinkwasser wird in den nächsten Jahren absehbar knapp werden.
Eine Studie im Auftrag des BfN, erstellt vom Leibniz-Institut für Umweltplanung Hannover belegt außerdem, dass Windkraft im Wald so gut wie gar nicht erforderlich ist:
Bzgl. der CO2-Rechnungen siehe: https://www.klimareporter.de/gesellschaft/co2-zaehlen-ist-kein-klimaschutz
Um die Problematik von Windindustrie im Wald besser zu verstehen ist folgendes Wissen um den Wald hilfreich:
1. Waldboden ist der kostbarste Boden den wir haben. Er ist durch seine lange Entstehungsgeschichte wie ein löchriger Schwamm aufgebaut und speichert Wasser und Nähstoffe für die umgebenden Bäume und andere Pflanzen. Auch bildet er durch seine Wasserspeicherfähigkeit bei Unwettern einen wichtigen Überschwemmungsschutz für die Siedlungen um den Wald herum. Es dauert um die 100 Jahre um nur einen Kubikzentimeter Waldboden in annähernder Qualität wiederaufzubauen. Wird er durch Wegebau und Schwerlasttransporte verdichtet (wie ein zusammengequetschter, sich dann aber nicht mehr öffnender Schwamm) sterben dort die vom Sauerstoff in den feinen Poren lebenden Bakterien und Kleinstlebewesen. Anaerobe Bakterien vermehren sich und bilden das Gas Methan, welches für unser Klima weitaus umweltschädlicher ist als Kohlendioxid.
Die Bodenverdichtung durch Bauten, Zuwegungen und deren Befahrung bildet außerdem unterirdisch für viele Bodenlebewesen eine tiefe unüberwindliche Barriere, zerschneidet dort Lebensräume und lässt unter anderem für die Bäume lebenswichtige Feinwurzeln und unterstützende Pilzstrukturen absterben.Auch unterirdische Wasserströmungen können dadurch beeinträchtigt werden.
Hinzu kommt, dass durch den Betrieb einer Windkraftanlage über 5.000 Liter Gefahrstoffe wie Öl, Kühlflüssigkeit und Schmierstoffe in den Wald gelangen und sowohl den Boden als auch das Trinkwasser gefährden.
siehe: www.rettet-den-reinhardswald.de
2. Geschlossene Waldbestände bilden mit Hilfe ihres Blätterdachs ein eigenes Waldinnenklima aus. Wird der Wald durch Löcher und Schneisen für Bauten und Wege weiter zerstückelt, entstehen innerhalb des Waldes immer mehr Randflächen und sogenannte „Hitzeinseln“, wo es durch direkte Sonnen- und Hitzeeinwirkungen zu massivem Stress und Feuchtigkeitsverlusten kommt und Bäume absterben. Die Vitalitätsverluste führen zu einer erhöhten Anfälligkeit für Insekten- und Pilzbefall.
Hinzu kommt: Pro Jahr brennen in Deutschland ca. 10 Windkrafträder und auch im Wald gab es solche Brände. Der Deutsche Feuerwehrverband ist gegen Windkraftanlagen im Wald, weil die Windräder so hoch sind, dass sie nicht gelöscht werden können. Insbesondere durch die vermehrte Trockenheit im Klimawandel, muss dann durch die umherfliegenden brennenden Teile mit katastrophalen Waldbränden gerechnet werden.
siehe vom 25.7.2023: Wenn Windräder Bäume verdrängen: »Für den Wald ist es eine Katastrophe« - SPIEGEL TV - DER SPIEGEL
Trotzdem wird oft behauptet, dass Windindustrieanlagen im Wald keinen wesentlichen Schaden erzeugen. 4 häufig vorgebrachte „windige“ Argumente sind:
1. „Bei vorgeschädigten Flächen (sogenannten Kamalitätsflächen, wie durch Borkenkäfer abgestorbene Fichtenwälder), ist es ja egal, da nutzen uns Windkrafträder viel mehr als der kaputte, ökologisch wertlose Wald“.
Dabei wird übersehen, dass dort immer noch ein ökologisch wertvoller Waldboden vorhanden ist, auf dem neuer klimaschützender Wald nachwächst. Auf geschädigte Waldflächen mit noch mehr Zerstörung zu reagieren, anstatt den Wald in seinen Regeneration zu unterstützen, wirkt absurd.
Wird der Wald zum Bauland für Industrieanlagen gemacht, wird wertvoller Waldboden für natürlichen Klimaschutz und die Trinkwassergewinnung (durch Speicherung und Filterung des Wassers) verloren. Außerdem wird der Wald auf Dauer für weitere Gefahren, wie z.B. Windwurf bei Unwettern, noch mehr geschwächt, da er den Stürmen mehr Angriffsflächen bietet. Viele weitere Langzeitfolgen der Windkraftanlagen im Wald sind noch nicht erforscht.
2. „Windindustrie schadet dem Wald nicht, da nur kleine Teile des Waldes bebaut werden“
Der Wald ist ein empfindliches Ökosystem, wo sich jegliche Eingriffe weit über die Grenzen der Baufläche hinweg auswirken. Möglichst unzerschnittene Wälder, können nur im Ganzen, unter einem großen, schützenden Blätterdach, ihre wichtigen Funktionen und ein dafür geeignetes Mikroklima aufrechterhalten. Windenergieanlagen werden diese Funktionen massiv stören, da sie den Wald mit breiten Zuwegungen, Straßen und bewuchsfrei zu haltenden Wartungsflächen weiter fragmentieren und die Austrocknung begünstigen. Im Brandfall können die schwer bis unmöglich zu löschenden Anlagen erhebliche Wald- und Grundwasserschäden auslösen.
3. „Windindustrie ist relativ harmlos für Vögel und Fledermäuse, da durch Autos und Fensterscheiben viel mehr davon sterben“
Aktuell sterben in Deutschland schätzungsweise mindestens 200.000 Vögel und 250.000 Fledermäuse pro Jahr direkt durch die Rotoren von Windenergieanlagen oder ihre Sogwirkung. Durch den geplante Ausbau der Windenergie werden die Zahlen erheblich ansteigen. Für eine gefährdete Art kann schon der Verlust einzelner, weniger Individuen ausreichen, um die Population nachhaltig zu schwächen oder gar auszulöschen. Vogelarten, die die Anlagen großflächig meiden, wie das Auerhuhn oder der Schwarzstorch erleiden einen erheblichen Lebensraumverlust.
siehe: WEA_Sonderbroschure_Landschaften u. Wälder schützen_Wissenschaftler kritisieren EEG-Eckpunktepapier_Fähser u.a._ 2022.pdf
Inzwischen dürfen selbst Landschaftsschutzgebiete mit Windkraftanlagen bestückt werden und werden dadurch vielfältig beeinträchtigt. (So hat z.B. der Rotor einer einzigen Windanlage vom Typ Vestas V150 5,6 MW ganze 150 Meter Durchmesser und streicht über eine Fläche von 17.660 Quadratmetern.)
4. „Windkraftanlagen im Wald werden von erholungssuchenden Wanderern kaum bemerkt“
Zu den offensichtlichen Waldauflichtungen durch die Windenergieanlagen und ca. 4,50 m breiten Wegen mit zusätzlichen Randstreifen (in Kurven weitaus mehr), kommen je nach Windsituation die Schlaggeräusche sowie die körperlich wahrzunehmenden Schwingungen der Rotoren. Die Auswirkungen auf die Waldästhetik, die Waldruhe und den ungestörten Waldgenuss können sehr intensiv sein. Insbesondere wenn mehrere Windräder im Wald stehen.
siehe hierzu: „Wirkung von Windrädern – mehr als bloße „Bildstörung“ von Prof. Dr. Josef Reichholf in WEA_Sonderbroschure_Landschaften u. Wälder schützen_Wissenschaftler kritisieren EEG-Eckpunktepapier_Fähser u.a._ 2022.pdf
oder
https://www.facebook.com/PeterWohlleben.Autor/videos/479323976473734/ oder https://naturwald-akademie.org/waldwissen/walddiskurs/viel-wind-um-die-windkraft-im-wald/
Aktuelle politische Probleme beim Waldschutz:
Durch das neue EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) sollen Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Dies geschieht jedoch auf Kosten des Natur- und Artenschutzes. Die dadurch ermöglichte Verkürzung von Rechtswegen und die Einschränkung der Klagemöglichkeiten von Umweltverbänden, schwächt den Naturschutz und die Freiheit und Mitbestimmungsmöglichkeiten von uns Bürger*innen immens.
Die dafür als Begründung immer wieder behauptete jahrelange Dauer von Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen ist fragwürdig. Der Bund-Länder-Kooperationsausschuss gab in seinem Bericht von 2021 an, dass die durchschnittliche Verfahrensdauer für die Genehmigung von Windkraftanlagen 2020 bei 7,6 Monaten lag, was für Projekte dieser Größenordnung relativ kurz ist. Dauerte es länger, lag dies in der Regel an fehlender oder fachlich unzureichender Personal-ausstattung, mangelhaften Antragsunterlagen der Beantragenden oder deren Versuch, entgegen geltendem Recht, in höchst wertvollen Naturgebieten zu bauen.
Sinnvoller wäre es deshalb u.a. auch mehr Fachpersonal in den zuständigen Behörden einzustellen und die für eine kompetente Arbeit erforderlichen Qualifizierungen anzubieten. Auch sollten Naturschutzverbände mit ihrem Wissen um den Arten- und Waldschutz besser eingebunden werden, um frühzeitig Konfliktsituationen zu entschärfen (z.B. in Form eines Monitoring) und ausgewiesene Spezialisten aus den ökologisch relevanten Wissenschaftsbereichen beratend dazu geholt werden.
Für den Waldschutz ist es essentiell die Folgen des EEG auf Landesebene möglichst abzumildern. Während der Wald für den Bau von Windindustrieanlagen in Niedersachsen vorher weitgehend eher tabu war, können die durch das EEG massiv erleichterten Industrialisierungsmöglichkeiten des niedersächsischen Waldes nur durch waldschonende Raumordnungsprogramme und Landes-waldgesetze eingegrenzt werden.
Die aktuelle Diskussion zwischen SPD und Grünen auf Landesebene sieht da leider anders aus.
Für den Wald und uns wäre es gut, wenn sich das ändert.
Der Angstmacherei und den Beschleunigungstendenzen („anders geht es nicht. Wir haben auch keine Zeit gründlich und konsequent darüber nachzudenken, was für langfristige Folgen wir damit verursachen oder wie wir die Energieprobleme stattdessen lösen können. Wald- und Artenschutz ist sekundär“…), sollte unserer Zukunft zuliebe nicht nachgegeben werden.
Waldschutz ist lebensnotwendig.